Am Anfang des 21. Jahrhunderts

Montag, Oktober 16, 2006

Demokratie statt Technokratie

Gestern abend in Christiansens Plauder-Runde erklärte Hans-Hermann Tiedje, Medienmanager und Berater Helmuth Kohls im Bundestags-Wahlkampf 1998, die Politiker für eindeutig unterbezahlt. Da sie die Elite des Landes darstellen (sollten), müssten sie dementsprechend Spitzengehälter à la Ackermann erhalten.

Was für ein elitäres Verständnis von Politik steckt aber hinter einer solchen Aussage? Sollen Politiker in einer Demokratie etwa eine technokratische Elite sein, höchstbezahlte Manager, die die Probleme des Unternehmens Gesellschaft in steriler Laborarbeit lösen - abseits schädlicher Einflüsse von unten? Sie wären somit doppelt getrennt von den Wählren - nicht nur durch ihre politische Macht, sondern auch in finanzieller Hinsicht. Wir würden uns nur eine neue Geld-Aristokratie züchten und einen gnadenlosen Konkurrenzkampf derer, die auch in den Club der privilegierten Entscheidungsträger aufgenommen werden wollen. Und wie sollen solche Spitzenverdiener überhaupt noch ein Gespür für die wirklichen Nöte der Menschen haben?

Die Idee von Demokratie ist doch, dass im Parlament die Interessen aller Wähler - unabhängig von Einkommen, Herkunft, Schicht etc. - vertreten werden. Demokratie geht von den Bürgern aus, d.h. der Wille zur Veränderung und Gestaltung geht von der Basis über die sozialen Bewegungen, Institutionen und Parteien ins Parlament ein. Wir brauchen also keine Schicht künstlicher Polit-Astronauten, da die Politik von uns ausgeht.